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Weibliche Archetypen

Auf die Archetypen ist zuerst Carl-Gustav Jung bei seinen Studien zu Märchen, Sagen und Mythen gestoßen. Als Schüler Freuds überwarf er sich schon recht bald mit seinem Lehrer und entwickelte seine eigenen psychologischen Theorien des kollektiven Unbewussten und der Archetypen-Lehre.

 

Über die Archetypen:

 

"Der Archetyp kann mit dem Schatten, der sich auf halb- oder unbewusste Persönlichkeitsanteile bezieht, verbunden erscheinen. Er kann auch mit Anima und Animus als gegengeschlechtliche männliche oder weibliche Bilder für die Seele verknüpft sein."

 

Dazu hatte ich mich bereits in meinem Blogartikel "Über den männlichen Teil in der Frau" ausgelassen (Hier zu lesen).

 

Zu den Archetypen gehören auch die Grundformen des Weiblichen und Männlichen, auch in ihrer religiösen Erscheinung. Zum Beispiel der Archetyp des «Helden», des «Vaters», «Große Mutter», der oder die «alte Weise», das «göttliche Kind», der «Tiergott» etc. (Quelle)

 

Da Jung Kind seiner Zeit war und sein Leben, seine Umwelt und das System in dem er lebte nur so sehen konnte, wie er es erlebte, kommen hier bei ihm oft unlogische oder krampfhaft bemühte Schlussfolgerungen heraus. Z. B. hier!

 

Ich will aber hier mal den (patriarchalen) Hintergrund der jung'schen Archetypen verlassen und mich auf die tatsächlichen drei weiblichen Archetypen beschränken. Denn in diesen Dreien sind alle anderen, späteren Archetypen enthalten.

 

Zuerst: Die Großmutter - Weise Alte:

 

Sie ist die Frau, die durch ihr langes Leben und Tun Weisheit erlangt hat. Sie kennt sich aus und hilft den Jüngeren bei der Arbeit und beim Lernen. Auf ihren Rat hören die Jüngeren. Besonders ihren Töchtern hilft sie bei der Erziehung deren Kinder. Sie hat jetzt die Kraft und Stärke, mehr für die Kunni/Sippe zu tun, denn sie ist nicht mehr eingeschränkt durch die Zeiten von Menstruation, Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit.

 

Dadurch, dass ihr Blut nun im Körper bleibt, ist sie nicht mehr den hormonellen Schwankungen des weiblichen Zyklus ausgesetzt und kann diese Energie dafür nutzen, aus ihrem Uterus nun wahre Magie zu wirken. Sie hat das Leben kennen gelernt und blickt nun mutig in die Zukunft auf der anderen Seite des Lebens. Den Tod fürchtet sie nicht, weiß sie doch, dass sie in einer ihrer künftigen Enkeltöchter erneut leben wird. Und bis es soweit ist, wird sie mit Rat und Tat als spirituelle Helferin für ihre Ahnentöchter zur Seite stehen.

Sie ist die Vergangenheit, denn sie zieht ihr Wissen und ihre Weisheit aus den Dingen und Erlebnissen, die in ihrer Jugend passiert sind.

Ihre Farbe ist das Schwarz der Höhlen, des Schwarzmondes, der dunklen Erde, die Nacht. Aus der Schwärze gebiert sich das Licht.

 

(Seit der patriarchalen Zeit wird sie oft als Hexe, Gorgo, Drache, Ungeheuer, die Verschlingende, die Tödin, das Monster und was weiß ich noch nicht alles bezeichnet)

 

Aus ihrem Uterus, verbunden mit der Nabelschnur folgt:

 

Die Mutter - die Frau in ihrer Fülle:

 

Sie ist weder Kind noch Weise Alte, sie lebt ihre Zyklen, ihre Menstruation und ihre Sexualität frei und ungezwungen. Schwangerschaft und Geburt halten sie oft von ihren anderen Tätigkeiten ab, aber dafür hilft ihr ihre Mutter, die Großmutter (und andere Frauen aus der matrifokalen Kunni/Sippe, z. B. Schwestern, Tanten, Cousinen).

 

Sie ist durch ihre Muttermilch die Ernährerin ihrer Kinder und ein Symbol der Fülle, des Reichtums und des Wohlstands. Sie beschützt ihre Kinder wie eine Löwin oder eine Bache/Wildsau, damit ihnen kein Leid geschieht. Damit ist sie auch das Vorbild der Amazonen, die für den Schutz der Sippe vor den patriarchalen Eroberern sorgten.

 

Sie ist die Gegenwart, das Hier und Jetzt. Sie interessiert sich nicht für die Vergangenheit, denn das Leben ihrer Kinder ist JETZT.

 

Ihre Farbe ist das Rot des Blutes aus dem das Leben entsteht. Sonnenauf- und Untergang, Mondauf- und Untergang sind tiefrot.

 

(Seit der patriarchalen Zeit wird sie nur in ihrem fruchtbaren Aspekt gesehen. Alle Muttergöttinnen folgen ihr nach - Demeter, Gaia, Parvati, Freya, Mutter Maria die aber keinen Sex mehr haben darf, um ein Kind zu bekommen)

 

Aus ihrem Uterus, verbunden mit der Nabelschnur folgt:

 

Die Tochter - das Mädchen:

 

Sie ist das Kleine, das Neue, das Unbeschriebene. Sie muss noch alles lernen und ist den Gefahren der Mitwelt ausgeliefert. Aber ihre Mutter und ihre Großmutter beschützen sie.

 

Sie ist offen für alles um sie herum, die Dinge und Probleme der Erwachsenen interessieren sie noch nicht, ihr Tag ist vom Lernen, Nachmachen, Ausprobieren und Testen geprägt. Sie übt genauso die Herstellung von Werkzeugen, das Schaben und Gerben von Leder, den Umgang mit Speer, Harpune und Falle, dem Flechten von Grasmatten und der Gestaltung von Kleidung, dem Sammeln von Früchten, Beeren, Kräutern und Pilzen und trägt so schon früh zum Gesamtwohl der Sippe bei.

 

Sie fühlt sich sicher in ihrer Umgebung, denn sie weiß um den Rückhalt und die Unterstützung ihrer Mutter, ihrer Muhmen und ihrer Großmutter.

 

Sie verheißt die Zukunft, denn in ihr leben ihre Ahninnen weiter. Sie ist die Garantin für das Fortbestehen der Kunni/Sippe.

 

Ihre Farbe ist das Weiß des frisch gefallenen Schnees, der Muttermilch, aber auch der Knochen und die weißen Asche. Das weiße Vollmondlicht und auch das helle Sonnenlicht zu Mittag sind ihre Symbole. Das Licht bringt die verborgenen Dinge an den Tag.

 

(Seit der patriarchalen Zeit wird sie nur in ihrem "jungfräulichen" Aspekt gesehen, also das Mädchen, die junge Frau, die noch keinen Geschlechtsverkehr mit einem Mann hatte. Daher wurde und wird sie bis heute von patriarchalen Männern als DAS weibliche Ideal gesehen - unbefleckt (urgs...) und formbar, weil sie noch keinen eigenen Willen ausbilden konnte. Besonders zu erwähnen sind die "Vätertöchter", die aus dem Körper ihres Vaters "geboren" werden, wie z. B. Athene aus dem Kopf des Zeus.)

 

Sie ist mit ihrer Nabelschnur mit all ihren Ahnenmüttern verbunden. Nur durch die Nabelschnur und im mütterlichen Uterus wird das Leben weiter gegeben.

 

In diesen drei weiblichen Ur-Archetypen sind alle anderen weiblichen Archetypen, die C.G. Jung entwickelt hat, enthalten. Nur - alle nachfolgenden weiblichen Archetypen sind strukturell patriarchal (meist negativ) geprägt.

 

Als besonderen weiblichen Archetypus möchte ich hier noch die Schwester erwähnen:

 

Hat die Tochter Geschwister, egal ob weiblich oder männlich, so macht sie das zur Schwester. Als Älteste, Erstgeborene, wird sie sich später um ihre jüngeren Geschwister kümmern, für sie in guten wie in schlechten Zeiten als mentale und physische Stütze da sein. Sie hat mit ihren Geschwistern zu unterschiedlichen Zeiten den Bauch ihrer Mutter bewohnt, sie haben sich vom selben Mutterkörper genährt, bei ihm Schutz und Geborgenheit erfahren.

 

Als Jüngste, Letztgeborene, trägt sie die Zukunft der Mutter in sich, denn sie ist die Letzte, die ihr Erbe antreten kann.

So waren früher und sind es bis heute in matrifokalen Kulturen die jüngsten Töchter die Erbinnen. Auch in unseren Märchen ist dies bis heute bewahrt, wenn erst die jüngste von drei (oder mehr) Schwestern oder älteren Brüdern die schwere Aufgabe zu lösen vermag.

 

*Hier ist der 2. Teil über die männlichen Archetypen*

 

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