Duke Meyer - „Das Lied der Eibe – Eine Runen-Reise durch das ältere Futhark“ 6. Auflage März 2021, € 18,-
Duke Meyer, Gründer vom „Orakeldienst Eibensang“ und Barde der Mittelalter-Folk-Band Singvøgel kam durch sein Selbststudium der Runen zum Neuheidentum.
Im 400 Seiten starken Buch nimmt uns der Autor mit auf seine (!) Reise durch das ältere Futhark.
Die Einleitung hatte mich super abgeholt, denn sie ist witzig und voller Seitenhiebe verfasst. Leider kann der Autor diesen frischen Wortwitz im Hauptteil nicht halten. Aber gleich mehr dazu.
Natürlich erklärt der Autor, woher die Runen kommen könnten, geht auf ihre mutmaßlichen Ursprünge ein, verdröselt „germanische“ Göttergestalten mit den Lebenswirklichkeiten des Frühmittelalters und erzählt hier absolut nichts Neues auf wortreiche Weise.
Im Kapitel II – es geht allmählich mit dem Inhalt los – setzt er voraus, dass jedem Leser und jeder Leserin wohl bekannt ist, dass sich das Ältere Futhark in 3 Aettir einteilt. Er stellt es als Fakt und Tatsache dar, ohne auf Quellen einzugehen. Dass es sich hier nur um eine interpretierte Einteilung handelt, die man auf ganzen 3 (!) Brakteaten (münzförmige Anhänger) aus der Wikingerzeit gefunden hat, daraus schließt der Autor, dass es grundsätzlich diese Dreiteilung des Futhark gab.
Auch woher er die „Götter“-Zugehörigkeit zu den einzelnen Aettir her nimmt, erklärt der Autor nicht. Wahrscheinlich bezieht er sich auf die jeweils erste Rune des Aettir (Fehu – Freyr, Hagalaz – Hel, Tiwaz – Tyr). Allein, es bleibt der Spekulation des Lesers und der Leserin überlassen, sich hier Gedanken zu machen. Vom Autor wird man nicht an die Hand genommen.
Dafür fabuliert er langatmig, und irgendwann einfach nur noch nervtötend langweilig, von Geschichten (nein, leider nicht aus dem Paulanergarten), die hauptsächlich seiner wirren Gedankenwelt entspringen. Anders abgefasst hätte es ein guter Roman über einen Mann werden können, der sich im Dickicht des Neuheidentums und der Runenforschung verliert.
Relativ schnell macht es keinen Spaß mehr, dieses Buch zu lesen, weil ich – wenn ich ein SACH-Buch lese, informativen Inhalt erwarte. Informationen werden so gut in den Wort- und Satzhaufen, nein -Bergen, versteckt, dass man sie kaum finden kann. Und dann werden diese eingesprengselten Informationen nicht mit Quellenangaben versehen.
Auch so ein Nachteil dieses Buches: es gibt keine Literatur- oder Quellenangaben, obwohl Zitate verwendet werden.
Die Runenbeschreibungen hat der Autor auch nur aus früheren Quellen übernommen, ohne sie zu nennen. Mir kommen die Angaben nahezu identisch derer vor, die Erdred Thorsson in seinen Büchern beschreibt. Nur erliegt der Autor seiner narzisstischen Logorrhoe und schwafelt sich seine persönlichen, gedanklichen Konstrukte darum herum.
Im Kapitel über die Sturz- und Wenderunen setzt der Autor auch wieder nur das um, was er bei anderen Autoren „geklaut“ hat. Wer Quellenangaben verweigert, ist einfach nur ein Plagiateur!
Würde er sich wirklich mit Runenforschung befasst haben, dann wüsste er, dass auf sämtlichen Inschriften keinerlei klare Richtung der Schreibweise der Runen vorgegeben ist. Mal wird von links nach rechts, dann wieder von rechts nach links geschrieben, mal steht die Runenschrift für uns „richtig“ herum, mal steht sie auf dem Kopf.
Daraus nun den neu-esoterischen „Sturzrunen-“Mythos ohne Quellenangaben aufzuwärmen (wie gesagt, das haben vor ihm schon
andere Autoren behauptet), ist armselig und verunsichernd.
Einen klitzekleinen Pluspunkt gibt es doch noch: die beiden Kapitel über die Herstellung der Runen und des „Losens“. Hier beschreibt der Autor schlüssig die verschiedenen Herangehensweisen. Leider auch wieder viel zu viel persönliche Ergüsse um die nützlichen Infos herum.
Fazit: Weder für Anfänger noch für Fortgeschrittene geeignet.
Anfänger werden zum Einen durch die unsaubere Herangehensweise an die Runen auf falsche Fährten geführt, zum Anderen werden sie mit einem Bombast an wirren Gedankengängen des Autors überfrachtet. Echte Informationen muss man suchen.
Fortgeschrittene kennen sich in der Materie zu gut aus, als dass sie noch etwas Neues oder Ergänzendes lernen könnten. Durch die fabulierende Schreibweise des Autors werden sie schnell genervt das Buch zur Seite legen, da es einfach schwer ist, wirkliche Information aus dem Textwust zu filtern.
Wer sich allerdings gerne für fabulierende Geschichten über die "nordisch-germanischen GöttInnen" mit verstreuten Informationen interessiert, der mag an diesem Buch Gefallen finden.
Für mich persönlich, eins meiner „Bauchschmerz“-Bücher.
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