Edit 19.05.2022:
Vor Kurzem wurde ein "Reichsbürger"-Netzwerk von der Polizei ausgehoben. Bei einem der Tatsverdächtigen waren "Runen-Symbole" an die Hauswand montiert. Unter Anderem die Rune Tiwaz, die bei den Neo-Nazis "Tyr" genannt wird (s. u.).
Hier findest du den Beitrag vom SWR!
Zur Erinnerung: Ich distanziere mich mit WanaRunar explizit von jedweder rechts-esoterischen Neo-Nazi oder Reichsbürger Bewegung und arbeite seit langem daran, die Runensymbole vom 12-jährigen Terroregime und seiner Epigonen zu reinigen. Und: ich geben ihnen ihren ursprünglichen, aus dem weiblich-mütterlichen Feld kommenden Bedeutungen zurück!
In einem anderen Blogbeitrag bin ich vor einiger Zeit schon auf die Bedeutungen der Runen Ma-Manaz und Da-Dagaz eingegangen.
Heute widme ich mich der Umdeutung und Verkehrung des ur-weiblichen Symbols der Rune "Tiwaz".
Zuerst ein paar aktuelle, moderne Be-Deutungen der Rune Tiwaz aus dem Netz:
"Die siebzehnte Rune des älteren Futharks bedeutet "Tyr", "Himmelsgott" oder auch "Gott". In Frühzeiten war Tyr der Hauptgott der Germanen. Er war der eine Gott, dem alle anderen Götter der nordischen Mythologie untergeordnet waren. Als Himmelsgott spendete er eine grundlegende Ordnung und schuf Gerechtigkeit. Mit der Zeit wurde er vom schillernden, experimentierfreudigen und auch ausschweifenden Odin als Hauptgott verdrängt.
Tiwaz steht für Ordnung und Gerechtigkeit. Damit sind sowohl das Gesetz der Götter und der Natur, wie auch die Regeln der Menschen gemeint. Tyr und seine Rune ist ein Symbol für jene Ordnung, die Strukturen und Hierarchien schafft. Als Nachteil könnte man den Zwang nennen, der das Individuum in seiner Entfaltung einengt. Ein Vorteil einer strikten Ordnung ist neben berechenbaren Verhältnissen auch eine gewisse Gerechtigkeit. Vor einem ausgewogenen Gesetz wird jeder gleichbehandelt. Starke wie Schwache können sich auf die ihnen zugestandenen Rechte berufen.
Die herrschende Gewalt ordnet die Grundstrukturen des Zusammenlebens. Dies kann in Form eines übergeordneten Gesetzes geschehen, wie es in modernen Gesellschaften von der Verfassung ausgeht. Wenn man sich bei der Auslegung weniger hochrangiger Regeln mal nicht sicher ist, wird notfalls die höchste Instanz zurate gezogen.
Es ist nicht verwunderlich, dass der Ordnung gebende Tyr einst als Hauptgott betrachtet wurde. Der Himmel lässt sich mit dem Element Luft gleichsetzen, das Basis intellektueller, von Gedanken erschaffener Strukturen ist." (Quelle: www.runensteine.de)
"Teiwaz ist die Rune des/r Krieger(s)/in und sein/ihr Kampf gilt immer dem begrenzten Ich. Diese Rune möchte Dich einladen Dich von der Vergangenheit zu verabschieden, und für die Liebe zu öffnen. So ermöglicht Dir Teiwaz Deine Persönlichkeit und Deinen Charakter zu formen. Blicke dabei tief in Dich selbst hinein und untersuche Deine Werte und Grundlagen. Da die Kraft der Liebe hinter dieser Rune steht, möchte sie Dich einladen Dich mit Mut und Hingabe der Beziehung zu widmen, und eine Partnerschaft daraus entstehen zu lassen. Die Kraft der Entscheidung und Unterscheidung unterstützt Dich dabei.
Kommt die Rune am Kopf stehend so übe Dich in Geduld und bedächtigem Handeln, da Du ansonsten Energien verlierst bzw. vergeudest. Nutze diese Zeit um Deine wahren Beweggründe zu erforschen, und die dahinter stehenden Motivationen. Hole Dir Rat von Deinem Höheren Selbst und binde es aktiver in Dein Leben ein." (Quelle: www.wirkendekraft.at)
"Rune - Tiwaz , Teiwaz
steht für die Eigenschaften des nordischen Gottes Tyr: Tapferkeit, Wahrheits- und Gerechtigkeitsliebe. Der Sage nach opferte Tyr einst seine Hand, indem er sie als Pfand in den Schlund des Fenriwolfes steckte. Damit hatte er einen anderen Gott vor der Zerstörung retten wollen. Diese Rune zu ziehen bedeutet, dass jetzt Opfer und Mut notwendig sein können aber auch Erneuerung, Wiedergeburt.
Zukunftsdeutung: In einer Konfliktsituation werden Sie sich ungerecht behandelt fühlen. Die Gerechtigkeit wird siegen.
Was kann diese Rune bewirken, welche Bedeutung hat sie?
Glück, Sieg durch den Kampf.
Zunehmender Mond: Sieg
Abnehmender Mond: Der Gegner ist geschwächt
Als Amulett: Schützt vor dem "bösen Blick"
Talisman: Trotz Schwierigkeiten verleiht Glück" (Quelle: www.runenmagie.de)
(Hervorhebungen durch die Autorin)
Was als erstes bei den oben angeführten Beschreibungen auffällt ist, dass sich hier schon sehr stark auf patriarchale Muster, Gesellschaftsformen und Regeln berufen wird:
das Lebensumfeld ist strukturiert, in feste Gesetze gegossen und Mensch soll sich hier einfügen.
Aber gehen wir zuerst auf den "Himmelsgott Tyr" ein:
Da die nordisch-germanische Mythologie keine wirklichen Wurzeln nennt sondern alles Geschehen auf einmal da war, denn nur in Anmerkungen und Nebensätzen wird auf die Entstehung der Welt aus Eis und Feuer von und mit Riesen, Dämonen und allerlei Monstern eingegangen.
Eine klare und gut strukturierte "Schöpfungsgeschichte", wie wir sie z. B. aus dem Alten Testament kennen, fehlt - die Welt der Asen (und der Wanen, dazu später mehr) mit Odin, Freya und Walhalla ist irgendwann einfach so da.
Tyr - Tiu - Thor - Ziu - Zeus: es zeigt sich, dass die etymologischen Wurzeln (wie ein Großteil der nordisch-germanische Mythologie) in Griechenland liegen. Die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen (hier gehe ich in einem späteren Blogartikel noch tiefer darauf ein), denn die "Einwanderung" der "germanischen" Stämme folgte aus dem Südkaukasus zuerst über die griechisch-attischen Regionen (s. Marija Gimbutas).
Auch Zeus, der ursprünglich ein reiner "Wettergott" war, wird irgendwann in der griechischen Mythologie zum launischen, patriarchalen Himmelsgott, dem hauptsächlich daran gelegen ist, junge Frauen "zu verführen" - sprich: zu vergewaltigen.
Aber, ich will bei der nordisch-germanischen Mythologie bleiben:
Tyr - die Rune Tiwaz ist die (männliche) Geradlinigkeit, das (patriarchale) himmlische Gesetz, dem sich alle Menschen unter zu ordnen haben, der Krieger (gendergerecht werden hier weibliche Kriegerinnen mitgedacht), des Kampfes, der Auseinandersetzung und des Blutvergießens. Deshalb (?) hat die Rune eine Pfeilform.
Aber sehen wir hier wirklich einen Pfeil? Der Pfeil, der unbarmherzig sein Ziel trifft und durch die daraus entstandene Verletzung, die blutende Wunde, den Sieg über den Gegner bringt?
Wurde hier nicht einfach ein (männlich konnotierter) Pfeil auf ein ur-weibliches Symbol interpretiert, bzw. durch die Patriarchalisierung ersetzt?
Dieses Schaubild definiert eindeutig die Symbolformen für das weibliche Geschlecht, bzw. die Körperregionen:
In den Reihen A 3 und B 1, 2, 3 erkennen wir die ursprünglichen "Pfeilformen", die die Vulva symbolisiert. Diese Symbole stammen aus der Zeit des Aurignacien, Gravettien und Magdalénien, sind also zwischen 15.000 und 35.000 Jahre alt. Und zur weiblichen Vulva gehören zwangsläufig die Bereiche Menstruation und Geburt (anders als heute, wo sie fast ausschließlich auf die sexuelle Funktion reduziert wird).
Wobei wir beim Thema "Blut" angekommen wären.
Das, was die Menschen von den Tieren unterscheidet, ist die regelmäßig ca. alle 28 Tage stattfindende Menstruation, sobald eine junge Frau in die Mens kommt und wenn sie nicht durch eine Schwangerschaft unterbrochen wird.
Das Jahr wurde nach Vollmond oder Neumond in 13 Monate eingeteilt. Hier haben wir die ersten Kalenderfunde, die in Horn, Elfenbein und Knochen geritzt und in Stein gemeißelt wurden. Wie z. B. bei der UrMutter von Laussel (und ganz vielen anderen):
Während des Prozesses der Patriarchalisierung (und die Kelten und "Germanen" waren bereits durch und durch patriarchal sozialisiert) wurden alle Symbole, alles was die ur-weibliche Sphäre kennzeichnete (besonders die Geburt, bzw. Schöpfung der Welt, die nun mit viel Hirnverrenkung aus dem männlichen Geist, Kopf, Oberschenkel, Bauch oder aus dem Eis geleckt entstehen musste), als schlecht, böse, dämonisch, chaotisch definiert und nahezu gänzlich aus dem natürlichen Leben getilgt.
Genau so erging es unseren indigenen Ahninnen in Zentraleuropa - den Wanen - die durch die aus dem Kaukasus einwandernde und erobernde Jamnaja- oder Kurgan-Kultur der "Asen/Asiaten" assilmiliert wurde: vom Wanen-"Krieg" wird immerhin noch in der Edda erzählt.
Zur Geburt gehört zwangsläufig die Menstruation, die "blutende Wunde", die keine Verletzung benötigt und natürlicherweise (!) schmerzfrei abläuft. Ein junges Mädchen, das noch nicht menstruiert, kann keine Kinder gebären, genauso die ältere Frau in der Meno"pause".
Hier setzten nun die Männer an, als sie sich vor ca. 8.000 Jahren langsam vom ur-weiblich-mütterlichen Feld trennten und anfingen, selber "Männlichkeitsrituale" zu inszenieren, die sie zum Einen den Frauen und Müttern gleich machen, zum Anderen sich von diesen trennen sollten.
Dies führte dann z. B. zu den Initiationsriten junger Männer, wenn diese sich selbst verletzten oder von anderen verletzt wurden. Besonders gehören hier alle Schnitt- und Beschneidungsrituale dazu. Ob das nun das Spalten des Penisses bei den australischen Aborigines war (die allerdings hier wirklich bei dem "Mütterlich-Weiblich werden" bleiben) oder die Vorhautbeschneidung der semitischen Religionen. Selbst die Mensur der studentischen Burschenschaften ist so ein "Männlichkeitsritual" - es geht letztendlich darum, die weiblichen Mens-truation zu simulieren und damit (unbewusst) den Müttern gleich zu werden, die mittels ihres Blutes Leben hervor bringen.
Nur: dieser Kontext wurde schließlich völlig aus dem männlichen Gedankengut getilgt, weil das Weibliche irgendwann einfach nur noch böse, schmutzig und teuflisch gemacht werden musste. Aus dem natürlichen "Menstruations"-Blut wurde das künstlich herbeigeführte "Helden"-Blut, der standhafte Kämpfer, der sich trotz seiner stark blutenden Wunden tapfer dem Feind entgegen stellt. Jeder Actionfilm zeigt dies zur Genüge!
Zurück zur Rune Tiwaz:
Wir wissen heute nicht mehr, wie das Ur-Symbol für menstruierende Frau/Vulva hieß, denn auch unsere ursprüngliche, indigene Sprache wurde von den Indo-Germanen ausgelöscht.
Aber - wir können uns an ihr Ur-Symbol erinnern: die Vulva, aus der das Menstruationsblut fließt. Das Blut, dass wenn es nicht fließt, Leben erschafft.
Daher ist das Symbol Tiwaz ein Zeichen des Lebens und des Sterbens. Wie auch das abgeleitete T - "Tau" als Zeichen der Unsterblichkeit (im mütterlichen Feld).
Denn - fließt das Blut, entsteht KEIN neues Menschlein. Damit ist es auch ein Symbol des Todes, des Sterbens, aber eben nicht in dieser patriarchal-ultimativen Form, sondern des zyklischen, weiblichen Kreislaufs aus Werden und Vergehen, wie die regelmäßig jedes Jahr erscheinenden Jahreszeiten.
Fließt kein Blut, entsteht ein Menschlein wenn die Frau im richtigen Altersabschnitt ist, keine anderweitigen Erkrankungen und sie Anhand ihrer Female Choice einen Sexualpartner erwählt hat.
Alle anderen, neueren Bedeutungen sind patriachal aufoktroiert und stammen aus dem "modernen" Feld der Viehzüchter und Ackerbauern, Krieger und Fürsten, das gerade einmal 3.500 Jahre alt ist.
Besonders in moderne Runenbeschreibungen sind mittlerweile sehr viel esoterische "nichtssagend-vielsprechende" Begrifflichkeiten eingeflossen, auch um ein größeres Kundenklientel zu erreichen und zu befriedigen (s. o.).
Hier werden die Runen beliebig und schmerzfrei mit Engel-, Tarot- und anderen Orakelkarten oder -systemen in einen Topf geworfen.
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